Für eine starke kommunale Kulturpolitik – ein Blick in die Zukunft

Mit der Verabschiedung der neuen Kulturförderungsverordnung hat das Winterthurer Parlament im vergangenen Juni endlich die gesetzliche Grundlage für die kommunale Kulturförderung geschaffen. Die Stadt bekennt sich damit zur Verantwortung, ihr reichhaltiges Kulturangebot zu erhalten, zu pflegen und zu gestalten. Kultur in Winterthur ist nicht mehr nur «Standortvorteil» unserer Stadt – der in weniger guten Jahren geschröpft werden kann - sondern politischer Wille und gesetzlich verankerter Auftrag.

Nicht zuletzt der SP ist es zu verdanken, dass nun ein Fundament vorliegt, auf dem sich weiterdenken lässt. Nun stellt sich die Frage wie diese Kulturpolitik am besten umgesetzt wird. Was sind mögliche Ziele unserer Kulturpolitik? Wie kann es gelingen, kulturelle Vielfalt zu stärken, den Zugang zu Kultur für alle zu ermöglichen und die kreative Szene so zu fördern, dass junge Menschen auch Lust haben, den Weg professionellen Kunstschaffens einzuschlagen? Wie integrieren wir Anliegen wie Diversität und Chancengerechtigkeit in unsere Kulturpolitik, so dass diese sich an der gesellschaftlichen Aktualität orientiert – ohne dabei das Kulturerbe zu vernachlässigen? Dazu ein paar Gedankenanstösse:

  1. Vielfalt: Das kulturelle Angebot in Winterthur repräsentiert verschiedene kulturelle Ausdrucksformen und Traditionen und fördert den interkulturellen Austausch. Kulturförderinstrumente sollten immer wieder auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich Chancengerechtigkeit und Diversität überprüft werden.
  2. Zugänglichkeit: Es ist zentral, dass Kultur für alle zugänglich ist. Barrierefreie Zugänge zum kulturellen Angebot, ermässigte Eintrittspreise oder kostenlose Veranstaltungen ermöglichen die kulturelle Teilhabe aller, unabhängig von Einkommen. Wo dafür bauliche Massnahmen notwendig werden, fallen Kosten an – eine sinnvolle Investition in Bildungschancengerechtigkeit.
  3. Die Unterstützung von Künstler:innen und Kreativen sollte nachhaltig sein und Planungssicherheit verschaffen. Dies gelingt besser durch Stipendien, Atelierplätze oder mehrjährige Förderprogramme als durch Beiträge für einzelne Projekte. Eine entsprechende Gewichtung in der Verteilung der Mittel ist wünschenswert.
  4. Bildung und Kulturvermittlung: Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Kunst und Kultur ermöglichen und sie dazu ermutigen, ihre kreativen Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln, ist bereits ein starker Pfeiler der städtischen Kulturförderung. Es wäre sinnvoll, diesen auf den vorschulischen Bereich auszudehnen.
  5. Zusammenarbeit und Vernetzung: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kulturschaffenden, Institutionen und geldgebenden Stellen helfen bei der Umsetzung kulturpolitischer Anliegen. Plattformen fördern den Erfahrungsaustausch über Regionen und Sprachgrenzen hinweg. Die Vernetzungsarbeit der Kulturlobby zu stärken wäre sinnvoll.

Bleiben wir also dran, an den Diskussionen, an der Auseinandersetzung. Die grosse Arbeit der Kunstschaffenden und der Institutionen verdient unsere Unterstützung.

 

 

Foto: Jonathan Laubusch Kunst: Simon Mauchle – Jungkust Austellung 2022